Interview mit Status-Quo Legende: Francis Rossi!
Classic-Rock-Legende Francis Rossi im exklusiven Interview mit Regenbogen Zwei!
Classic-Rock-Legende Francis Rossi im exklusiven Interview mit Regenbogen Zwei!
Jahrelanges Mitglied von Status Quo und eine wahre Legende des Classic-Rocks! Wir haben Francis Rossi einige Fragen... unter anderem spricht der 70-jährige auch über das neue Album „Backbone“!
Das neue Album „Backbone“ ist das Album 33, bedeutet dir diese Nummer irgendetwas?
Es ist eins mehr als 32. Also nein nicht wirklich. Ich möchte es vielleicht mal zur Nummer 44 schaffen. Wer weiß.
Warum heißt das neue Album „Backbone“?
Man könnte sagen dass es eine spezielle Referenz zu Status Quo gibt, als John (John ‚Rhino‘ Edwards) und ich es geschrieben haben, ist der Name Backbone John einfach so eingefallen, während wir so vor uns hin geklimpert haben. Dann habe ich es unserem Manager vorgeschlagen und es gefiel ihm, er meinte es wäre ein guter Albumtitel.
Also war es nicht nur deine Entscheidung, sondern auch die vom Management und von der PR?
Ja absolut, die traurige Realität heutzutage in der Musik ist, dass es fast nur noch um Marketing geht und wie man die Aufmerksamkeit von Leuten bekommt. Bei dem Album jetzt brauchten wir einen guten Titel, wir hatten ja auch schon lange nichts mehr gemacht, viele Leute waren gespannt wie es sich ohne Rick (Rick Parfitt - † 2016) anhören würde. All das hat es erst interessant gemacht. Die Leute waren nicht an der Musik an sich interessiert, wie schon gesagt wir haben 43 Alben gemacht, also nichts Neues hier. Nur ein neues Album!
Wie waren die Rückmeldungen bisher?
Sehr überraschend, ich hätte es nicht erwartet, gehofft natürlich. Wir hatten den höchsten Chart-Einstieg in England seit 1982 und in Deutschland ist es der höchste, den wir je hatten. Also das ist alles echt super ABER…wir müssen das Level jetzt halten, wie sollen wir das auf diesem riesigen Weltmarkt schaffen? Plus, wir sind noch von der alten Schule, wir sind es gewöhnt unsere Alben im Laden zu verkaufen und jetzt stehen wir im Wettbewerb mit Streams.
Du sagtest, ihr müsst das Level halten, stehst du unter Druck?
Ja klar, immer. Das ist es, was die meisten nicht verstehen. Wenn man diese ganzen Shows wie Britains Got Talent, Frankreichs Got Talent usw. sieht, ist es genau dasselbe. Ich habe die auch gesehen und dachte mir: "Ah ja, der ist echt gut und sie, sie ist auch richtig toll!" und am Ende gewinnt einer und man freut sich richtig: "Ja du hast es geschafft!" Aber nach der Show geht es erst richtig los. Es gibt keine Pause. Man wird richtig besessen davon. Ich bin echt froh das mich meiner erste und zweite Frau während dieser Zeit nicht verlassen hat. Meine Familie hat immer im Verkauf gearbeitet und als ich aufwuchs wusste jeder, wenn der Shop nicht offen hat und nichts verkauft, ist der Shop irgendwann weg. Man muss fokussiert sein, so ist das auch in der Musik. Ich meine, die Leute reden jetzt schon über unser neues Album, ob wir noch eins machen wollen, ob wir noch eins machen werden.(seufzt) Aber vielleicht ist es auch genau das, was Leute wie uns, von der alten Schule weiter machen lässt. Man erreicht nie wirklich DAS Ziel. Denn sobald man es erreicht, gibt es nichts mehr, was man noch erreichen kann.
Hast du ein Ziel?
Ja, dort hinzukommen. Aber ich weiß nicht wo DA ist, niemand weiß das. Ich erkläre es mal anhand eines Esels und einer Karotte an einer Angel. Solange der Esel versucht die Karotte zu bekommen, läuft er weiter aber sobald er die Karotte hat, bleibt er stehen. Man gewöhnt sich an das weitermachen, wenn ich die Karotte bekommen würde…"Oh, und was jetzt?" Ich weiß nicht was ich jetzt tun soll. Ich meine ich bin zufrieden solange es mit Status Quo immer weiter geht, aber ich habe ein bisschen Angst davor, wenn wir das Ziel erreichen. Ich weiß wie es ist, man kommt so weit, man genießt den Erfolg, solange es läuft. Und Leute kommen zu dir und sagen: "Oh das ist das Beste was ihr je gebracht habt!"... Und dann kommt das nächste Album. Ein anderes Produkt, ein anderes Business. Aber so ist es eben bekannt zu sein. Man denkt immer, irgendwann wird alles perfekt sein, aber wird es nicht. Es wird immer einen Tag geben, an dem man aufwacht und sich denkt: "Oh nein ich fühl mich schlecht, das tut mir weh, darauf habe ich keine Lust..." So ist das Leben einfach.
Du hast schon vorhin Shows wie Britains GotTalent erwähnt. Magst du Castingshows?
Oh nein, nicht wirklich. Ich finde die schlimmste ist "The Voice".
Wirklich?
Ja, weil sie sagen, das Aussehen ist Ihnen egal. Ich dachte wir sind hier im Showbusiness? Mit Respekt, ich meine so oft sagen Leute: "Oh wow, das klingt super!" und dann sehen sie ein Bild und sagen dann: "Oh, ist das wirklich wie er/sie aussieht?" Ich meine es ist toll, das sie nur auf die Stimme achten wollen, aber dann dreht er sich um und die Jury denkt sich: "Oh wie sollen wir den jetzt vermarkten?" Ich weiß, heutzutage darf man sowas nicht mehr sagen aber das ist eben einfach das Showbusiness.
Um zurück zu dem Album zu kommen, es ist das erste ohne Rick, wie war es für dich, etwas ohne ihn zu releasen?
Wir haben das alles schon mal gemacht. Ich will auf gar keinen Fall das, was Rick für die Band gemacht hat, klein reden, aber es ist jetzt drei Jahre her und er ging in Rente bevor wir fertig waren und bevor er starb, kam Richie (Richie Malone) in die Band. Wir dachten, dass Rick weiterleben würde, aber halt nicht mehr in der Band… Ich versteh, warum Leute solche Fragen stellen, aber ich meine: "Hallo, wir sind alle hier!" Das ist es wieder was ich vorhin meinte mit Showbusiness. Es muss weiter gehen.
Ach ich bin müde heute. Unser Tourbus hatte eine Panne und wir mussten in Frankreich warten, bis wir weiter konnten. Es war kalt und dunkel und hat ziemlich lange gedauert. Also waren wir alle ziemlich fertig und müde als wir ankamen [...].
Ich habe letztens unter einem Youtube Video von euch ein Kommentar gelesen, wo ein Fan meinte, Richie hätte sich perfekt in die Band eingefügt. Es ist gut, es ist neu und Rick wäre sicher stolz darauf. Stimmst du dem zu?
Ja, klar wäre er stolz, er hat Richie geliebt und wir kannten Richie lange bevor er in die Band kam. Rick und ich machten immer Scherze, ihn in die Band zu holen aber sobald mir Rick sagte, er könnte es nicht länger machen, wollte er wirklich gerne Richie dabei haben. Er wollte keine blonde, jüngere Kopie von ihm selbst, das wollte keiner aus der Band. Und Richie ist unbelastet, er hat keinen Ballast, den er mit sich herum trägt, keine andere Band, in der er spielt. Er ist bodenständig und gut. Er hat Rick nicht ersetzt, es ist einfach etwas Neues. Er war früher ein großer Fan, hat immer unsere Konzerte besucht, er musste es einfach sein. Es war natürlich eine Umgewöhnung, das jetzt jemand anderes an Ricks Platz steht, aber die Band und Richie haben sich daran gewöhnt und jetzt ist es einfach nur schön ihn dabei zu haben. Das hat uns irgendwie wieder neuen Pepp gegeben, neuen Kampfgeist. Natürlich ist etwas komisch mich mit 70 noch zu fragen, wohin meine Karriere noch gehen wird, aber irgendetwas in mir möchte diese Karotte einfach bekommen, weißt du.
Was für Musik können wir von Backbone erwarten?
Erwarte was du magst! (lacht) Ihr könnt nur das haben, was drauf ist. Es wurde anders aufgenommen, als wir es sonst immer machen. Wir haben es komplett selbst produziert, also es an keinen geschickt, der nicht ein Teil davon war. Wir haben nicht angefangen aufzunehmen, um ein Album zu machen, wir haben einfach ein paar Tracks aufgenommen und dann geschaut, ob es ein Album werden kann. Also hatten wir keine wirklichen Regeln. Es ist, wie manche Leute sagen, erfrischend neu, aber es bleibt einfach Status Quo. Ich weiß auch nicht, die Leute müssen entscheiden, ob sie es mögen. Wenn ich euch jetzt erzähle: "Ooh ihr werdet es lieben!" und ihr tut es nicht, ist auch keinem geholfen. Es ist einfach das, was wir im Moment tun und jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er es mag oder nicht.
Ja aber viele Leute mögen es im Moment, anders könntest du es nicht erklären, wieso ihr auf Platz 6 in den deutschen Charts seid.
Ich bin froh, dass du das gesagt hast, damit ich es nicht tun muss (lacht). Ich hoffe wirklich, dass es den Leuten, die es hören, gefällt und sie es lieben. Das ist das Beste, worauf ich hoffen kann!
Nächstes Jahr geht ihr auf Tour. Ihr tourt nicht nur durch England. Es stehen auch Gigs in ganz Europa an. Freust du dich?
Ja, klar freue ich mich. Wir sind morgen fertig für den Sommer. Es wurde von uns erwartet, dass wir diesen Herbst noch auf Tour gehen, ich wollte das ändern. Wieso auf Tour gehen, wenn jeder es von dir erwartet? Also ja, ich freue mich sehr darauf, es ist auch schon fast alles geplant.
Du sagtest auch in einem Interview, das du Deutschland liebst und du es liebst hier zu performen. Woher kommt diese Liebe?
Ich weiß es nicht. Ich habe großen Respekt vor der Effizienz von euch Deutschen. Und einfach alles an Deutschland, mitanzusehen wie es sich wieder aufgebaut hat in den 70ern, nicht jedes Land hätte das so schnell wieder geschafft. Ich werde es vermissen diesen Winter im November und Dezember in Deutschland zu sein. Kann nicht bei Peek & Cloppenburg meine Shirts einkaufen gehen…ich kaufe dort immer 20 auf einmal (lacht).
Und das Essen hier?
Ich mag einiges, zum Beispiel Bratkartoffeln, Erbsensuppe. Ja, einfach ganz viele Sachen, die ich und viele andere an Deutschland mögen.
Hast du einen Lieblingsort in Deutschland?
Hamburg, ich mag Hamburg wirklich. Dann war ich in München und dachte, wow München ist auch echt schön, Düsseldorf, ja auch
total schön. Und ich liebe die kleinen Städte auf dem Land. Da ist einfach irgendetwas an Deutschland, was ich so liebe.
Du solltest auf jeden Fall nach Heidelberg kommen, es ist wunderschön.
Ja ich weiß, ich war schon in Heidelberg. Ich war irgendwie schon überall. Der beste Ort zum Essen war definitiv Dresden, das habe ich gar nicht erwartet. Das war das beste vietnamesische Essen, was ich je hatte. Und das in Deutschland!
Unser Radiosender Radioregenbogen Zwei ist gerade dabei einen neuen Rockkanal zu starten, mit 70ern und 80ern. Hast du irgendwelche speziellen Erinnerungen an die 80er?
Nein nicht wirklich. Ich finde es witzig, Leute fragen immer nach dem liebsten Album, der liebsten Single, der liebsten Gitarre etc. Ich finde es schwer aus einem Leben von 70 Jahren eine bestimmter Sache herauszupicken, die am besten war. Also mein liebster Moment in den 70ern und 80ern war wahrscheinlich einfach sie zu durchleben, dabei zu sein.
Irgendein Musikeinfluss, der dich oder deine Band beeinflusst hat?
Alles um uns herum beeinflusst uns. Es gibt immer eine positive und eine negative Seiten. Ich habe Madonna nie so richtig gemocht aber ich habe "Like a Prayer" wirklich geliebt, einer der besten Records überhaupt. Es ist oft so, dass du einen Musiker überhaupt nicht magst und dann hörst du plötzlich etwas von ihm und denkst dir: "Scheisse das ist ja gut!" Und du versuchst unbedingt es nicht zu mögen, schaffst es aber nicht. Und das ist es was ich an Musik liebe, sie macht etwas mit dir, wenn du es nicht erwartest.
Was sind für dich die Gemeinsamkeiten von Sport und Musik?
Ich war nie wirklich sportlich, und damals hab ich diese Konkurrenz im Sport gesehen und das hat mir nicht gefallen. Aber ich habe schnell gemerkt, dass ich dieses Konkurrenzverhalten durch meine Band auch habe. Ich vergleiche mich jeden Tag, jede Woche, jedes Jahr mit anderen Bands, mit anderen Sängern. Leute lieben es zu zeigen was sie können, dafür ist Sport natürlich toll. Und vielleicht habe ich das mit der Musik gezeigt, mit dieser Band. Ich mag es in einem Team zu sein.
Was benötigt es, so lange in einem Business zu bleiben?
Hier ist es meiner Meinung nach Unsicherheit und der Wunsch zu zeigen, was man kann. Es geht um Konkurrenz und die Erfolgserlebnisse. Es gibt natürlich auch das Gefühl des Scheiterns, wenn ich das nicht mache, dann werde ich vielleicht scheitern. Ich weiß auch nicht…aber wie gesagt, ich bin 70 und wenigstens kann ich, um mich zu beruhigen, zurückblicken und sagen: "Ich habe das geschafft! Das ist das Beste was ich erreichen kann."
Das Interview führte Regenbogen 2 Reporter Markus Schulze.