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Foo Fighters: So klingt “Medicine At Midnight”!

Die Band um Frontmann Dave Grohl hat endlich ihr heiß ersehntes zehntes Studioalbum veröffentlicht - wir haben in die Scheibe reingehört!

Übrigens: Wir spielen "Medicine At Midnight" heute ab 18 Uhr in voller Länge!

Da ist es also endlich: Das zehnte Studioalbum der Foo Fighters. Heute (5. Februar) haben Frontmann Dave Grohl und Co ihre erste Platte seit “Concrete and Gold” aus dem Jahr 2017 veröffentlicht. Dafür haben sie sich wie schon für den Vorgänger den Produzenten Greg Kurstin eingepackt und sich im Studio eingeschlossen. Das war übrigens ein ganz besonderes: Zusammen haben sie sich in einem alten Haus in Encino, Los Angeles eingenistet. Dort hatte dann aber immer mal wieder die Technik gestreikt - und das war wohl kein Zufall. Sie hatten das Gebäude nämlich extra deshalb ausgewählt, weil ihm nachgesagt wird, dass dort paranormale Dinge passiert sein sollen. Soso...

Auch wenn wieder die gleichen Akteure am Werk waren, können sich die Fans der Foo Fighters auf einen neuen Sound der Gruppe gefasst machen. Schon in den vergangenen Monaten hatten die Bandmitglieder immer wieder einen eher pop-orientiertertes und von David Bowie’s “Let’s Dance” inspiriertes Soundbild angekündigt. Ein klassisches “Tanz-Album” sollte aber niemand erwarten - laut Dave Grohl wollten sie lediglich eine "Party-Platte" machen. Diese ist im übrigen schon seit Anfang 2020 im Kasten, musste aufgrund der COVID-19-Pandemie aber nach hinten verschoben werden. Anlässlich ihres 25-jährigen Bandjubiläums waren eigentlich auch eine große Tour sowie die Veröffentlichung einer Foo Fighters Dokumentation geplant. Auch diese Pläne mussten jedoch vorerst auf Eis gelegt werden.

Aber kommen wir wieder zu “Medicine At Midnight: Den Anfang der rund 36 minütigen Scheibe macht  der Song “Making a Fire”, welcher sich mit jeder Minute mehr zu einer typischen Grohl-Komposition mausert. Und während das Arrangement alteingesessenen Fans phasenweise sicherlich zu tanzbar sein wird, schließt das Ende den Opening-Track aber doch noch rockig ab. Eins wird aber vom Fleck weg klar: Ihre neue Musik ist für die großen Bühnen der Welt geschrieben worden.

Foo Fighters - Shame Shame (Audio)
Foo Fighters - Shame Shame (Audio)

Weiter geht es mit der allerersten Singleauskopplung des Albums, “Shame Shame”: Am 7. November feierte die erste Kostprobe des Albums in der TV-Show „Saturday Night Live“ ihr Debüt. Die von ein wenig Elektronik und fast souligem Gesang getragene Nummer hatte bei den Fans der Foo Fighters direkt nach der Veröffentlichung überwiegend positives Feedback hervorgerufen. Wer auf fette Old-School-Riffs wartet, wird spätesten auf dem dritten Song “Cloudspotter” nicht enttäuscht. Grohl hat verraten, dass er eins der Riffs auf dem Album schon vor 25 Jahren in Seattle aufgenommen und bisher nie die richtige Verwendung dafür gefunden hatte - gut möglich, dass er das auf “Cloudspotter” gemeint hat. Doch auch hier wagen sich die Foos ein wenig aus ihrer Komfortzone: Der Chorus, auf welchem eine weibliche Stimme zu hören ist, erinnert dabei ein wenig an Grohls damalige Kollaboration mit Josh Homme.

Foo Fighters - Waiting On A War (Audio)
Foo Fighters - Waiting On A War (Audio)

Die dritte Singleauskopplung “Waiting on a War” stellt nicht nur den nächsten, sondern auch den vielleicht persönlichsten Song auf “Medicine at Midnight” dar. Den Song hatte der Frontmann nämlich an seinem Geburtstag (14. Januar) veröffentlicht und seiner Tochter Harper gewidmet. Diese hatte ihren Vater im letzten Herbst auf dem Weg zur Schule gefragt, ob es bald Krieg geben würde. Das hat ihn so hart getroffen, dass er den Song noch am gleichen Tag schrieb. In eine komplett andere Richtung geht es dann aber mit dem Titelsong des Albums, welcher mit einer ordentlichen Prise 80er Sound überrascht. Auch wenn die Nummer in der zweiten Strophe schon mehr an den klassischen Stil der Band erinnert, hebt sich der Song deutlich vom Rest des Albums ab. Einigen eingefleischten Fans dürfte er jedoch vermutlich eine Spur “zu funky” sein.

Foo Fighters - No Son of Mine (Audio)
Foo Fighters - No Son of Mine (Audio)

Deutlich eher den Geschmack der “Old-School”-Fraktion dürfte direkt im Anschluss die zweite Single “No Son of Mine” treffen, welche die Band vor dem Release bereits als “echten Rocksong” angekündigt hatte. Und damit hatten sie nicht zu viel versprochen: Sie greifen darin die Scheinheiligkeit von selbstgerechten Führungspersonen an, welche Verbrechen anprangern, die sie aber selbst begehen. Und auch “Holding Poison” sollte dafür sorgen, dass den Liebhabern der älteren Foo-Werke das Herz aufgeht. Schon das Intro weckt Erinnerung: Dieses hat der ein oder andere vermutlich schon 1998 auf Pearl Jam’s “Yield” gehört. Und während der Refrain den Sound der Band perfekt widerspiegelt, bringt das Gitarrensolo wiederum eine andere Farbe in das runde Bild. Auffällig ist auch auf diesem Song wieder, dass er zweifellos zum Mitklatschen und Mitsingen in Stadien anregt.
 
Eine ganze Spur ruhiger wird es dann auf dem melancholischen “Chasing Birds", welches schon fast den Eindruck einer klassischen Singer/Songwriter-Nummer erweckt. Das ist in keinster Weise negativ gemeint, denn auch dieser Ausflug in ein eher untypisches Soundbild steht Grohl und seinen Kollegen. Mit “Love Dies Young” ist es dann aber ein typischer Foo Fighters Song, der das Hörerlebnis abrundet. Dabei handelt es sich nämlich um eine Nummer, deren Refrain man problemlos schon nach dem ersten Hören mitsingen kann. Auch dieser gelungene Abschluss der Scheibe eignet sich wieder auffällig gut dafür, live gebührend inszeniert zu werden.
 
Alles in allem ist “Medicine At Midnight” eine zeitgemäße und leicht zugängliche Platte, bei der auch alt eingesessene Foo Fighters Fans auf ihre Kosten kommen dürften. Mit den insgesamt neun Songs servieren uns Dave Grohl und Co einen bunten Strauß an unterschiedlichen Sounds und scheuen dabei auch keine Risiken. Es ist schön zu hören, dass es der Band auch auf ihrem mittlerweile zehnten Album nicht an Inspiration und Hunger mangelt. Umso größer ist jetzt die Vorfreude auf die anschließende Tour, denn die Scheibe ist zweifellos die perfekte Grundlage für geniale Live-Shows.