Rammstein: Oxford Professorin analysiert “Zeit”!
Auf dem brandneuen Rammstein Album verstecken sich gewohnt viele Botschaften - eine Professorin der renommierten Oxford Universität hat versucht sie zu entschlüsseln.
Auf dem brandneuen Rammstein Album verstecken sich gewohnt viele Botschaften - eine Professorin der renommierten Oxford Universität hat versucht sie zu entschlüsseln.
Das Warten hat endlich ein Ende: Rammstein haben mit “Zeit” heute ihr neues Album veröffentlicht. Und wenn die Berliner um Frontmann Till Lindemann neue Musik rausbringen, wird scheinbar selbst die Oxford Universität hellhörig. Für “Loudersound” hat Karen Leeder, Professorin für Moderne Deutsche Literatur, das neue Album unter die Lupe genommen. Ob sie mit ihrer Analyse der Songs recht hat, wird wohl nie geklärt werden - schließlich sind Rammstein nicht gerade bekannt dafür, detailliert über Andeutungen, Symboliken oder Metaphern in ihren Songs Auskunft zu geben.
Der Titeltrack “Zeit” war der erste, den Lindemann und Co als Single veröffentlicht hatten. Professorin Leeder sagt zum Song unter anderem folgendes:
Der (...) Track ist ein “Memento Mori”, welcher auf eine deutsche Beschäftigung mit der Vergänglichkeit des 16. Jahrhunderts verweist. Trost wird dabei im “perfekten Moment” gesucht, in den Armen eines Liebhabers oder in einem gut gelebten Leben. Der Refrain bietet die schmerzliche Aufforderung “Zeit, bitte bleib stehen, bleib stehen!“. Dass dies kompliziert ist, wird durch „Wir sterben weiter, bis wir leben“ nahegelegt – eine direkte Umkehrung ihres Satzes von "Dalai Lama" auf "Reise Reise" (2004): „Wir müssen leben bis wir sterben“ – was an den Freudschen Todestrieb angelehnt ist (...).
Auch Goethe spielt im Song eine Rolle, meint Leeder. Sie sieht in Lindemanns “Verweile doch” eine Anspielung auf “Faust”, wo Mephistopheles den Protagonisten vom rechten Weg abbringen will. Das wäre dann gelungen, wenn Faust einen einzigen Augenblick so schön findet, dass er ihn auf Dauer festhalten möchte…
Und was sagt Leeder zu “Zick Zack”? Dass die zweite “Zeit”-Single, welche den Schönheits-OP Wahn thematisiert, vor Ironie nur so strotzt, dürfte klar sein. Laut der Oxford Professorin gehe es um die Vergänglichkeit unserer Schönheit.
Dies ist eine groteske Hymne auf augmentierte zeitgenössische Schönheitsideale – aber auch auf alles, was kurzerhand weggeschnitten und weggeworfen werden kann. [...] Hinter der Ironie verbirgt sich ein Gefühl von Sterblichkeit: „Zick Zack“ symbolisiert hierbei das Ticken einer Uhr.
Klar, das Album heißt schließlich nicht umsonst “Zeit”. Aber wie passt da ein Song mit dem Titel “Dicke Titten” rein? Auch hier hören wir den typisch Rammstein’schen Zynismus in der Botschaft des Songs: Frauen müssen nicht reich oder schlau sein, sie brauchen nur “dicke Titten”. Konkret geht es um einen alternden, einsamen Mann, der “Hoffnung und Haare” verliert und eine “ebenbürtige” Partnerin sucht. Oder in dessen Worten “Kein Modell mit langen Schritten, doch dicken Tittеn”.
Es wird klar: Rammstein geht es auf “Zeit” um die Vergänglichkeit - vielleicht auch die der Gruppe um Till Lindemann? Das schmieren sie uns auf dem Album so dick aufs Brot, dass viele Fans über ein Ende der Band spekulieren. Umso passender, dass der finale Track auf der LP “Adieu” heißt. Mit Zeilen wie "Sogar die Sonne wird verglühn’” oder auch “Ein letztes Lied, ein letzter Kuss, kein Wunder wird geschehn”...