Bei Wunden: Pflaster drauf oder frische Luft?
Bei Kindern gehören Kratzer und Schürfwunden zum Alltag dazu. Für die ideale Wundheilung ist die richtige Versorgung jedoch wesentlich. Was ist aber besser, ein Pflaster oder doch frische Luft?
Bei Kindern gehören Kratzer und Schürfwunden zum Alltag dazu. Für die ideale Wundheilung ist die richtige Versorgung jedoch wesentlich. Was ist aber besser, ein Pflaster oder doch frische Luft?
Nicht nur Kinder ziehen sich schnell Verletzungen zu, auch Erwachsenen passiert es immer wieder: beim Gemüse schnippeln schneidet man sich in den Finger oder man zieht sich einen tiefen Kratzer bei der Gartenarbeit zu. Um Entzündungen vorzubeugen, sollte die verletzte Haut nun zuerst mit klarem, kalten Wasser abgespült werden. Das sorgt dafür, dass sich die Gefäße zusammenziehen und Blutungen können so verringert werden. Zudem wirkt das kalte Wasser schmerzstillend. Anschließend behandelt man die Stelle mit einem Wunddesinfektionsspray, das lässt Keime und Bakterien absterben.
Schürf- und Schnittwunden sind nicht nur unangenehm, sie verheilen meist auch nur langsam. Der Mythos, solche Wunden würden besser heilen, wenn nur Luft daran kommt, hält sich seit Jahrzehnten hartnäckig. Das Gegenteil ist jedoch der Fall! Die Wundheilung wird beschleunigt, wenn man ein Pflaster benutzt.
Schon wenige Minuten nach der Verletzung beginnt die Haut mit dem Heilungsprozess. Das Blut gerinnt und ein Wundsekret wird gebildet, das die Wunde nässen lässt. Dadurch wird die Wunde einerseits mit Nähr- und Botenstoffen sowie Antikörpern versorgt. Andererseits werden Bakterien und abgestorbene Zellteile nach außen transportiert. Untersuchungen haben bestätigt, dass Wunden besser heilen, wenn sie feucht gehalten werden, denn so wird die Neubildung der Haut unterstützt.
"Trockene Wunden heilen schlechter. Ein feuchtes Milieu ist für die Wundheilung das A und O", erklärt Dr. Christoph Liebich, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten der Hautarztpraxis Dermazent in München und Medienexperte des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen e. V. (BVDD) gegenüber T-Online. Vor allem Wunden, an denen Kleidung reiben könnte, sollten immer mit einem Pflaster abgedeckt werden. Auch spezielle Wundsalben, dünn aufgetragen, unterstützen den Heilungsprozess, da sie laut Liebich antiseptisch und heilungsfördernd sind.
Ohne ein Pflaster trocknet die Wunde schnell aus und das darunter liegende feuchte Wundsekret kann nicht mehr fließen. Die Folge: Die Wundheilung gerät ins Stocken und Bakterien, Keime, Schmutz und abgestorbene Hautzellen können nicht abtransportiert werden. Wird jedoch die Wunde mit einem Pflaster abgeklebt, kann die obere Sekretschicht beim regelmäßigen Pflasterwechsel mit abgetragen werden.
Wer nun Sorge hat, dass das Pflaster auf der Wunde kleben bleibt oder das Abziehen schmerzhaft wird, der kann bei einfachen Schürfwunden zusätzlich nach dem Desinfizieren eine Jodsalbe verwenden, so Thomas Horn, Oberarzt an der Klinik für Dermatologie der Helios Klinik Krefeld.
Auf das Pflaster kann verzichtet werden, wenn die Wunde keine Feuchtigkeit mehr abgibt. Erst dann unterstützt die Luft die Wundheilung positiv. Vorsicht bei Biss- oder Schnittwunden durch Glas. Hier sollte eine Arztpraxis aufgesucht werden, um überprüfen zu lassen, ob Dreck oder Fremdkörper in die Wunde gelangt sind.
Schon öfter gehört, oder? Und tatsächlich stimmt das. Es ist nicht ungewöhnlich, dass eine Wunde während des Heilungsprozesses juckt. Besonders aufmerksam sollte man jedoch werden, wenn sich die Wunde rötet, zu pochen beginnt oder weißliches Sekret absondert. Diese Faktoren weisen auf eine Infektion hin, die von einem Arzt versorgt werden sollte.
Wer unschöne Narben verhindern möchte, sollte nicht nur die Finger vom Schorf lassen, sondern auch darauf achten, dass nur selten Wasser und Seife an die Wunde kommt und keine Kleidung darüber reibt. Die Wunde sollte möglichst ruhig und feucht gehalten werden, so Dr. Liebich. Wird der Schorf abgekratzt, kann die neue, dünne, nachgewachsene Haut einreißen und unschön wieder zusammenwachsen. So können Narben entstehen.
Quelle: T-Online, Spiegel