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Greta Van Fleet - Led Zeppelin 2.0?

"Anthem Of The Peaceful Army", seit vergangenem Freitag (19.10.2018) ist das erste offizielle Album von Greta Van Fleet draußen. Grund genug die jungen Classic-Rocker nochmal genauer unter die Lupe zu nehmen!

Greta Van Fleet

- den Name hört man als Rockliebhaber in den letzten Monaten immer häufiger. Kein Wunder, die vier Kerle aus Frankenmuth (einem 5000-Seelen-Kaff im US-Bundesstaat Michigan) haben fünf Jahre gewartet um der Welt zu zeigen was sie auf dem Kasten haben und schon 2017 haben sie mit ihren beiden EP's "Black Smoke Rising" und "From The Fires" für kräftig Furore gesorgt. Ein Grund dafür: Die Band tritt ganz offenkundig in die Fußstapfen von Led Zeppelin! An diese Rock-Titanen haben sich bisher nur die wenigsten ran getraut und der ständige (weil naheliegende) Vergleich mit Robert Plant, Jimmy Page, John Bonham und John Paul Jones ist für die junge Band Fluch und Segen zugleich. Fluch deshalb, weil viele die Band zu schnell als Kopie, als Nachahmer der unerreichbaren Classic-Rock Legenden abtun und Segen, weil der ständige Vergleich den Jungs einen ungeahnten Popularitätsschub verpasst hat. Längst spielen Greta Van Fleet auf namhaften Festivals wie dem Coachella, zuletzt waren sie auch bei Rock am Ring zu erleben.

Die Einflüsse der drei Kiszka-Brüder und ihrem Schlagzeuger Daniel Wagner liegen ganz klar im Bereich der sogenannten “British Invasion”. Aber auch amerikanische Vorbilder wie Muddy Waters, Howlin’ Wolf, The Doors oder Jefferson Airplane prägen den Sound der eingeschworenen Truppe. Greta Van Fleet existieren seit 2012 und anfangs hat man bei Konzerten gerne Cover von bekannten Bluesrock-Bands wie Cream oder Bad Company zum Besten gegeben. Die “Einflüsse”, welche die Band auf ihrer facebook-Seite nennt, lesen sich wie ein Best Of des Blues, Hard Rock und Classic Rock: Robert Johnson, John Lee Hooker, Willie Dixon aber auch Black Sabbath, Deep Purple, Jimi Hendrix, Janis Joplin, The Who und natürlich Led Zeppelin werden hier genannt. Und diese Einflüsse hört man dem Sound von Greta Van Fleet auch an, fast so - als hätten sie sie schon mit der Muttermilch in sich aufgesaugt. Mit einer bemerkenswerten Lässigkeit wird hier Blues mit Hard Rock, mit Classic Rock und Folk-Elementen vermischt und die Stimme des 22-jährigen Josh treibt manchem Led Zeppelin Fan die Tränen in die Augen. Sie hat so viele Parallelen zu der Stimme des jungen Robert Plant, dass ein Vergleich zu den Rock-Göttern von Led Zeppelin allein schon deshalb unausweichlich ist. Wem schon die beiden EP’s von 2017 gefallen haben, der wird auch bei “Anthem Of The Peaceful Army” wieder voll auf seine Kosten kommen. Mit dieser Stimme, mit den liebevoll arrangierten Songs und dem perfektionierten Retro-Gitarrensound schaffen es Greta Van Fleet sogar eine eigentlich unerreichbare Schnittmenge mit dem einzigartigen, mysteriösen und Tolkien’schen Sound von Led Zeppelin zu erzeugen!

Und natürlich nutzen Greta Van Fleet den Ball, den man ihnen zugespielt hat und spielen ganz bewusst mit diesem Vergleich. Und ihre Vorbilder? Die spielen auch mit: Robert Plant wurde Anfang des Jahres in einem Interview gefragt, welche jungen Bands er wirklich mag. Seine Antwort lautete: Greta Van Fleet und weiter meinte der Led Zeppelin-Sänger:

Sie sind Led Zeppelin I. Ein hübscher kleiner Sänger. Ich hasse ihn!

natürlich meinte er das scherzhaft. Er ging sogar soweit, den jungen Kiszka mit sich selbst zu vergleichen: Josh Kiszka hätte sich seine Gesangsstimme bei jemandem geliehen hätte, den er ziemlich gut kenne (also von ihm selbst). Mit Anerkennung und Lob ist der anspruchsvolle Robert Plant ansonsten übrigens eher sparsam...

Mit “Anthem Of The Peaceful Army” zementieren Greta Van Fleet ihr Image und sie fächeln weiter puren Sauerstoff ins leicht schwächelnde Feuer des Classic-Rock. Die erste Single “When The Curtain Falls” erinnert vom Titel her an den Led Zeppelin Song “When The Levee Breaks” und im Opening-Track “Age Of Man” erinnern die Zeilen “lands of ice and snow” sofort an den legendären Immigrant Song der Zepper! Trotzdem so krass wie Led Zeppelin sind Greta Van Fleet natürlich nicht, man wird es wahrscheinlich nicht erleben, dass die vier Kerle ein Hotelzimmer zerlegen, sich skandalösen Groupie-Orgien hingeben oder völlig zugedröhnt ein Interview abliefern. Aber hey, die 70er sind nun einmal vorbei und es handelt sich hier um eine völlig neue Generation. Und genau diesen Unterschied hört man eben trotz der großen Prise “Retro” auch in ihrem Sound. Es lohnt sich also der Band eine Chance zu geben und ihren Werdegang weiter zu verfolgen, denn an Leidenschaft, Spielfreude, Kreativität und Liebe zum Classic-Rock fehlt es Greta Van Fleet definitiv nicht!

Der Metal-Hammer trifft den Nagel mit seiner Kritik auf den Kopf und schreibt abschließend:

“Wenn AC/DC-Fans zu Airbourne stehen können, sollten sich auch die ­Zeppelinisten einem Generationswechsel gegenüber aufgeschlossen zeigen. Zumal für Greta Van Fleet die eigene Ent­deckungsreise hiermit erst begonnen hat.”

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen!
 

Greta Van Fleet - When The Curtain Falls (Audio)
Greta Van Fleet - When The Curtain Falls (Audio)