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Woodstock in Erinnerung der Zeitzeugen

Wir haben bisher über die größten Mythen des größten Festivals der 60er-Jahre aufgeklärt. Über die negativen Seiten, die keiner je erwähnt. Wir haben die Fakten aufgezeigt. Aber wie sehen das die Flower-Power-Menschen? Die, die damals tatsächlich vor Ort waren und den Traum von Frieden, Liebe und Freiheit live miterlebt haben? Das klären wir hier - mitten in unserer REGENBOGEN ZWEI Woodstock-Woche!

Soweit man viele der Zeitzeugen-Aussagen zusammenfassen kann, war es für die Menschen auf dem Woodstock-Festival einfach nur ein einmaliges Erlebnis, was sie und ihre Generation für immer geprägt hat.Trotz schlechter sanitärer Ausstattung, zu wenig Essen und Trinken und schlechtem Wetter. Was den Menschen bleibt sind drei Tage in ihrem Leben, die sie niemals vergessen werden, denn es herrschte ein Gefühl, den Urgewalten trotzen zu können, ohne dabei aufzugeben.

Die Menschen hatten schon Wochen vor Beginn des Festivals das Gefühl, wenn es klappen würde, dass so viele Menschen drei Tage friedlich zusammen kommen konnten, dann könnten sie diese Liebe und den Frieden auch in die Gesellschaft transportieren und die Welt verändern. Das war zumindest die Vorstellung, mit welcher viele Hippies Richtung Woodstock pilgerten.

Woodstock zeigte mir, dass ich mit meinen Gefühlen nicht alleine war; dass Liebe besser als Hass ist und Frieden besser als Krieg. Trotz des Beharrungsvermögens dieses Planeten und der Gesellschaft konnten wir die Welt verändern. Wir können auch heute Wandel bewirken. Wir müssen nur die Idee von Liebe und Frieden verbreiten. In dem Wissen – wie in Woodstock – dass wir nicht alleine sind.“ – Graham Nash

Laut den Veranstaltern sollte es wie ein Besuch in eine andere Welt werden, in eine Welt, in der keiner ein Außenseiter ist und in der niemand im Blick der Behörden steht. Die Menschen haben sich damals genau nach der Freiheit gesehnt, die ihnen Woodstock versprach. Die Jugendlichen waren auf der Suche nach Antworten und vor allem auf der Suche nach den Menschen, die genauso dachten wie sie. Aus lauter Vorfreude auf diese drei besonderen Tage, kamen die Menschen sogar schon eine Woche vor Festivalbeginn an der Wiese von Bauer Max Yasgur in White Lake an. Die schlechten Bedingungen auf dem Festival machte den Wenigsten etwas aus. Man hatte direkt 500 neue Freunde gefunden, man hatte Spaß und hörte gute Musik. Die Menschen hatten sich auf dem Woodstock-Festival sogar wie Geschwister gefühlt – so eng muss das Band zwischen den Hippies gewesen sein.

Als irgendwann das Essen ausging, wurde diese Nachricht im Radio durchgesagt. Die Bewohner von White Lake beschlossen, den „Kindern“, wie sie sie nannten, zu helfen und spendeten alles Essen, was sie in ihrem Keller finden und entbehren konnten. Das wurde dann per Hubschrauber auf das Festivalgelände geflogen. Anschließend hat die ansässige Hippie-Kommune „Hog Farm“ für alle Festival-Besucher das Kochen übernommen und teilte anschließend das Essen aus. Die Menschen nahmen das Essen dankend entgegen und teilten untereinander was sie hatten und damit waren sie zufrieden. Sie haben aus der Situation das Beste gemacht.

Auch der Auftritt von The Who wurde ganz anders wahrgenommen. The Who selbst bezeichneten das Konzert als das Schlechteste, was sie bisher gespielt haben. Aber die Leute fanden es fantastisch. Sie waren extra wegen The Who gekommen und durch die Atmosphäre auf dem Festival war es vollkommen egal, wie sie spielten. Hauptsache die Leute hörten sie, ihre Musik und waren glücklich damit.
Als dann am dritten Tag das schwere Unwetter kam, bestand das Feld von Bauer Yasgur nicht mehr aus einer saftigen grünen Wiese, sondern nur noch aus braunem Matsch. Doch die Hippies machten auch hier das Beste aus der Situation. Klar, manche stellten sich irgendwo unter und wollten nicht nass werden. Aber wieder andere spielten im Schlamm wie Kinder. Es gab Schlammschlachten, Schlammrutschen und Schlammwälzen. Die Laune konnte der jungen Generation einfach nicht genommen werden. Das waren ihre 3 Tage, 3 Tage an denen die Welt still stand und Frieden herrschte.

Allen waren die schlechten Bedingungen vor Ort dennoch klar, besonders die ärztliche Situation, denn es war Not am Mann. Aber man half sich gegenseitig weiter, so gut es eben ging. Die Leute, die einen Horrortrip durch LSD bekamen wurden von der Hippie-Kommune aufgefangen und begleitet. Waren sie wieder bei sich, haben sie wiederum auf andere aufgepasst und ihnen geholfen.
Auch die Verständigung der Organisatoren mit dem Publikum war schlecht, sie hatten keine Kontrolle und waren den Massen einfach nur noch ausgesetzt. Aber auch hier wurde versucht was man konnte, um irgendwie Gutes zu tun. Es wurde am zweiten Tag angefangen, zwischen den Konzerten Informationen durchzusagen. Es wurden Nachrichten von den Besuchern übermittelt, Nachrichten von besorgten Eltern und sogar die aktuellen Nachrichten aus der Zeitung, damit jeder wusste, was in der realen Welt so vor sich ging und wie über Woodstock berichtet wird.

Für die Zeitzeugen war Woodstock eine Erfahrung, die sie nie wieder machen können, die ihnen aber auch keiner nimmt. Sie hat sie nachhaltig geprägt. Die Hippies haben das Gefühl gehabt, für drei Tage die Welt verändert zu haben, nur das der Rest der Welt nicht anwesend war.

Woodstock, das ist kein Ort und kein Ereignis – sondern ein Geisteszustand.  - Ilene Marder – Einwohnerin von Woodstock.

Die Festival-Besucher haben ein starkes Gemeinschaftsgefühl verspürt und drei Tage lang gezeigt, dass trotz katastrophaler Zustände, alles friedlich und liebevoll gelöst werden kann. Es braucht keine Gewalt.