ROCK TOP TEN – Die größten Solo-Trips der Rockgeschichte
In der Rockmusik gibt es viele Mythen. Der größte: Dass Bands für immer zusammenbleiben. Manchmal führen Differenzen, Krisen oder einfach der unstillbare Drang nach Freiheit zur trennung
In der Rockmusik gibt es viele Mythen. Der größte: Dass Bands für immer zusammenbleiben. Manchmal führen Differenzen, Krisen oder einfach der unstillbare Drang nach Freiheit zur trennung
Diese Woche feiern wir bei ROCK FM die 10 besten Solo-Trips in der Geschichte der Rockmusik. Keine Nebenprojekte. Keine Flops. Sondern Solo-Karrieren, die neue Maßstäbe gesetzt haben – künstlerisch, kommerziell, emotional. Manche waren erfolgreicher als ihre alten Bands. Andere wurden zur Stimme einer neuen Ära.
Also: Boxen aufdrehen. Hier kommen sie – die Rockstars, die solo ganz groß aufgedreht haben.
Der Grantler mit der Gitarre – und der besseren Hälfte von Oasis.
Noel Gallagher war nie der Lautere der beiden Gallagher-Brüder – aber er war immer der Klügere. Während Liam mit der Faust nach vorne durchs Musikgeschäft stürmte, war Noel der Architekt hinter dem Oasis-Sound. Der Mann mit der Gitarre, den Melodien, dem Rückgriff auf Beatles, Kinks und britische Working-Class-Melancholie. Und als Oasis 2009 endgültig zerbrach (nach einem Streit. Wegen einer Pflaume. Kein Witz.), war klar: Das Kapitel ist vorbei. Aber für Noel ging es gerade erst los.
Mit seiner Band Noel Gallagher’s High Flying Birds veröffentlichte er 2011 sein erstes Soloalbum – und überraschte alle. Statt „Wonderwall 2.0“ gab es Psychedelic, Streicher, Trompeten, Electro-Einflüsse. Songs wie „If I Had a Gun…“ oder „The Death of You and Me“ waren melancholisch, groß, fast cineastisch – aber immer noch typisch Noel: britisch, hymnisch, bittersüß.
Er wagte sich an Konzeptalben, arbeitete mit David Holmes, experimentierte mit Krautrock, Funk und Madchester-Elementen. Dabei blieb er immer das, was er am besten kann: ein exzellenter Songwriter mit trockenem Humor, großer Pop-Vision – und einer Stimme, die ruhiger, aber nicht minder markant ist.
Klar, die Schatten der Oasis-Vergangenheit sind lang. Und der Bruderkrieg mit Liam ist längst Legende. Aber Noel hat sich künstlerisch befreit – ohne je seine Wurzeln zu verleugnen. „Everybody’s on the Run“, „Ballad of the Mighty I“, „Council Skies“ – all das zeigt: Hier geht jemand unbeirrt seinen Weg, mit Haltung, Klasse und einem leichten Schuss Größenwahn.
Und selbst wenn ein Oasis-Comeback irgendwann doch noch passieren sollte – Noels Solopfade stehen für sich. Und sie stehen verdammt stabil.
🔥 Kurzzusammenfassung: Noel Gallagher
Solostart: 2011 mit Noel Gallagher’s High Flying Birds
Größte Hits: „If I Had a Gun…“, „Ballad of the Mighty I“, „Everybody’s on the Run“
Erfolgsfakt: Britpop-Pionier mit Mut zur Stil-Erweiterung
Markenzeichen: Hymnische Melancholie, psychedelischer Pop, Working-Class-Romantik
Heute: Kreativ ungebrochen – zuletzt 2023 mit Council Skies auf Tour und Albumkurs
Der Chronist Amerikas – solo zwischen Melancholie, Politik und purer Poesie.
Don Henley war bei den Eagles mehr als nur der Drummer. Er war ihre Stimme. „Hotel California“, „Desperado“, „The Last Resort“ – viele der großen Songs tragen seinen Gesang, seinen Tonfall: ernst, reflektiert, verletzlich. Nach der Trennung der Eagles 1980 zog sich Henley nicht etwa zurück – er nutzte die Chance, endlich Dinge anzusprechen, die ihm als Bandmitglied zu heikel gewesen wären.
Sein erstes Soloalbum „I Can’t Stand Still“ (1982) war ein zaghafter Einstieg, doch es enthielt bereits „Dirty Laundry“ – eine bissige Abrechnung mit dem sensationsgeilen Medienzirkus. Der Song klang poppig, fast funky, aber der Text war messerscharf: “Kick 'em when they're up, kick 'em when they're down.“ Die Medienkritik war 40 Jahre zu früh – und heute aktueller denn je.
Der große Solo-Durchbruch kam mit „Building the Perfect Beast“ (1984). Darauf: der Klassiker „The Boys of Summer“. Ein melancholischer Rückblick auf vergangene Jugend, verflossene Liebe – und ein Amerika, das nie mehr so unschuldig sein würde wie früher. Der Refrain „I can see you – your brown skin shining in the sun“ hat sich eingebrannt in die Seele der 80er.
Henley nutzte seine Soloalben, um politischer, ernster, persönlicher zu werden. Auf „The End of the Innocence“ (1989) rechnete er mit dem „Reaganomics“-Amerika ab, dem er einst mit Hoffnung begegnet war. Der Titelsong, geschrieben mit Bruce Hornsby, wurde zur Hymne einer verlorenen Generation. Klavier, Klarinette, leise Wut.
Aber auch romantisch konnte Henley – „New York Minute“, „Taking You Home“ oder „For My Wedding“ sind gefühlvolle, zurückhaltende Balladen, die zeigen, wie sensibel dieser Mann unter der coolen Sonnenbrille wirklich ist.
Henley war nie der Rockstar für die große Show. Er war der Geschichtenerzähler, der Beobachter. Seine Texte lesen sich wie Tagebucheinträge eines Amerika-Kenners – mal zärtlich, mal zynisch. 2015 veröffentlichte er das Country-lastige Album „Cass County“, ein spätes Meisterwerk mit Gästen wie Dolly Parton und Merle Haggard.
Und live? Wenn er nicht mit den Eagles unterwegs ist, spielt Henley solo – reduziert, klar, auf den Punkt.
🔥 Kurzzusammenfassung: Don Henley
Solostart: 1982 mit I Can’t Stand Still, Durchbruch 1984 mit Building the Perfect Beast
Größte Hits: „The Boys of Summer“, „Dirty Laundry“, „The End of the Innocence“
Erfolgsfakt: Kritisch gefeierter Storyteller mit Millionenverkäufen
Markenzeichen: Nachdenklicher Soft-Rock mit politischer Tiefe
Heute: Solo aktiv & mit den Eagles unterwegs – seine Songs wirken zeitlos
Vom rauen Pub-Rocker zum Superstar mit Stadionfüller-Stimme.
Rod Stewart ist der Typ, der genauso klingt, wie er aussieht: zerzaust, rotzig, leidenschaftlich. Seine Reibeisenstimme ist ein Naturereignis – irgendwo zwischen Whisky, Kippen und gebrochenem Herzen. Und auch wenn er mit The Faces die Rockkneipen der frühen 70er abfackelte, wurde seine Solo-Karriere das ganz große Ding.
Schon 1971 katapultierte ihn „Maggie May“ an die Spitze der Charts – eine bittersüße Geschichte über einen jungen Mann und seine Affäre mit einer älteren Frau. Der Song beginnt fast schüchtern mit einer Mandoline, aber entwickelt sich zur Hymne, die Stewart von der Kneipe ins Stadion befördert. Und das war nur der Anfang.
Sein Album „Every Picture Tells a Story“ war eine Mischung aus Folk, Rock, Blues und Soul – ein wilder, aber extrem eingängiger Mix, wie gemacht für lange Autofahrten oder späte Nächte in verrauchten Bars.
In den späten 70ern und 80ern wurde Rod poppiger – und das durchaus selbstironisch. Mit „Do Ya Think I’m Sexy?“ schmiss er Glitzer auf die Tanzfläche und erntete dafür von den Puristen Kritik, aber von der Masse: Applaus. Der Song war frech, übertrieben, tanzbar – und ein weltweiter Hit.
Einer seiner emotionalsten Solo-Momente kam 1975 mit „Sailing“ – eine Ballade mit hymnischer Größe, fast wie ein Gebet. In Großbritannien wurde der Song zur inoffiziellen Hymne der Royal Navy und später zum Trostlied bei nationalen Katastrophen.
Rod Stewart hat nie so getan, als wäre er ein Philosoph. Aber er hatte immer Gefühl, Haltung und eine gewisse Lässigkeit, die ihn unkaputtbar machte. Er experimentierte mit Rock, Soul, Pop, Disco und sogar dem „Great American Songbook“, das er später mit Orchester vertonte.
Und während viele seiner Generation sich zurückzogen, tourte Rod einfach weiter. Sein Fußballplatz im eigenen Garten (komplett mit Umkleidekabine!) ist legendär – genau wie seine Bühnenoutfits, seine Haare und sein Humor.
🔥 Kurzzusammenfassung: Rod Stewart
Solostart: Schon während Faces-Zeit – Durchbruch 1971 mit Every Picture Tells a Story
Größte Hits: „Maggie May“, „Sailing“, „Do Ya Think I’m Sexy?“
Erfolgsfakt: Über 120 Mio. verkaufte Alben weltweit, Multiplatin und Grammy
Markenzeichen: Reibeisenstimme, Stadion-Balladen, Stil-Mischung aus Pub und Glitzer
Heute: Aktiv, adelig („Sir Rod“), immer noch auf Tour – mit oder ohne Glitzeranzug
Der ewig hüftschwingende Frontmann auf Solo-Pfaden – zwischen Funk, Pop und frechem Ego-Trip.
Mick Jagger ohne die Rolling Stones? Für viele kaum vorstellbar. Schließlich ist er das Gesicht, die Stimme, das tänzelnde Energiebündel einer der langlebigsten Rockbands der Welt. Doch selbst eine Ikone wie Jagger braucht mal eine kreative Pause vom Band-Kosmos – und so startete er Anfang der 80er seine Solo-Karriere. Der Sound: Anders. Funkiger. Pop-orientierter. Und ganz klar: mehr Jagger.
Sein Solo-Debüt „She’s the Boss“ (1985) kam in einer Zeit, als es in der Stones-Familie krachte. Jagger wollte musikalisch neue Wege gehen – Keith Richards fand das alles ziemlich uncool. Das Album verkaufte sich trotzdem gut und zeigte Jagger in einem anderen Licht: weniger Rock’n’Roll, dafür tanzbarer, grooviger. „Just Another Night“ war der größte Hit daraus – ein glatter 80s-Sound mit Signature-Vocals.
Dass Jagger auch mit anderen Größen arbeiten wollte, zeigte er spätestens mit „Primitive Cool“ (1987) und dem unterschätzten Album „Wandering Spirit“ (1993), das Kritiker heute zu seinen besten zählen. Ein Highlight: „Sweet Thing“ – ein Song, der zeigt, dass Jagger auch solo Sinnlichkeit, Drive und Pop-Appeal perfekt zusammenbekommt.
Spannend wurde es 2001 mit „Goddess in the Doorway“. Das Album war geprägt von Kooperationen – u. a. mit Lenny Kravitz, der den Song „God Gave Me Everything“ mitproduzierte. Der Track ist ein Brett: laut, rau, sexy. Ganz Jagger eben. Rolling Stone-Kritiker nannten das Album „a masterpiece“ – Keith Richards rollte öffentlich mit den Augen.
Denn genau das war immer Jaggers Problem: Sein Solo-Material wurde nie ganz losgelöst von den Stones gesehen. Dabei steckt dort viel Experimentierfreude und Funkliebe drin, die in der Band so nie möglich gewesen wären.
Und auch wenn seine Solo-Ausflüge nie den Stellenwert von Collins oder Gabriel erreichten – sie zeigen: Mick Jagger bleibt eine Rampensau. Ob mit Band oder alleine – der Mann kann nicht stillstehen.
🔥 Kurzzusammenfassung: Mick Jagger
Solostart: 1985 mit She’s the Boss
Größte Hits: „Just Another Night“, „God Gave Me Everything“, „Sweet Thing“
Erfolgsfakt: Kritisch gespalten, aber kommerziell erfolgreich; kreatives Ventil jenseits der Stones
Markenzeichen: Funk-Pop-Crossover, Glam, Ego pur
Heute: Immer wieder solo aktiv, aber Herzensheimat bleibt die Bühne mit den Stones
Der Bluesman mit gebrochenem Herzen und goldenen Fingern.
Wenn jemand in der Rockwelt den Titel „Gitarrengott“ verdient, dann Eric Clapton. Schon in den 60ern verehrte man ihn in London wie eine lebende Legende – auf Häuserwänden stand: „Clapton is God.“ Damals war er Mitglied von The Yardbirds, John Mayall’s Bluesbreakers und später Cream – und spielte sich durch ein Gewitter aus psychedelischen Riffs und Blues-Wahnsinn. Doch Clapton wollte mehr. Weniger Lärm. Mehr Seele.
Sein Solo-Debüt Eric Clapton (1970) ließ genau das erahnen – aber sein eigentlicher Durchbruch als Solo-Künstler kam mit 461 Ocean Boulevard (1974). Dort ließ er den Gitarren-Held hinter sich und wurde zum Singer-Songwriter mit Blues-Feeling. Songs wie „I Shot the Sheriff“ (eine Bob-Marley-Coverversion!) zeigten, dass Clapton mehr war als nur ein Saitenhexer.
Doch Claptons Solo-Weg war auch geprägt von Schmerz. Tiefer Schmerz. Seine Ballade „Tears in Heaven“ (1992) schrieb er nach dem tragischen Tod seines vierjährigen Sohnes Conor, der aus einem Hochhausfenster stürzte. Die rohe Emotion, die Einsamkeit in jeder Zeile, das fast geflüsterte Gitarrenspiel – das geht durch Mark und Bein. Clapton sagte später, der Song sei so persönlich, dass er ihn irgendwann nicht mehr live spielen konnte.
Im selben Jahr nahm er „Unplugged“ auf – eine Session, die Musikgeschichte schrieb. Aus dem einstigen Gitarrengott wurde ein Storyteller am Lagerfeuer. Die neue Version von „Layla“ – ursprünglich ein leidenschaftlicher Schrei nach der Frau seines besten Freundes (George Harrisons damalige Frau Pattie Boyd) – wurde als Akustik-Ballade plötzlich melancholisch, bittersüß und reif.
Clapton hat sich im Laufe seiner Karriere immer wieder neu erfunden. Vom elektrischen Wahnsinn bis zur zurückgenommenen Blues-Seele. Kritisch gesehen wurde seine politische Haltung in späteren Jahren, doch musikalisch bleibt sein Einfluss unbestritten: Slowhand hat das Gitarrenspiel für Generationen geprägt.
Und: Clapton ist der einzige Musiker, der dreimal in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen wurde – mit den Yardbirds, mit Cream und als Solokünstler.
🔥 Kurzzusammenfassung: Eric Clapton
Solostart: 1970 mit Eric Clapton, Durchbruch 1974 mit 461 Ocean Boulevard
Größte Hits: „Tears in Heaven“, „Layla (Unplugged)“, „Wonderful Tonight“
Erfolgsfakt: 3-fach Rock Hall of Fame, mehrfach Grammy-gekrönt, über 100 Mio. Tonträger verkauft
Markenzeichen: Blues mit Herz, brillante Gitarrentechnik, emotionale Tiefe
Heute: Tourt vereinzelt, Unplugged bleibt Meilenstein des akustischen Rock
Alle Songs laufen bei uns im Programm, hier ohne nerviges Gequatsche, NUR MUSIK jetzt reinhören!
Der spirituelle Beatle, der solo endlich Platz zum Blühen hatte.
George Harrison war bei den Beatles oft derjenige, der in der zweiten Reihe stand – musikalisch wie medial. Während Lennon und McCartney die meisten Songs schrieben und in Interviews das Sagen hatten, wartete Harrison oft geduldig, bis er seinen Song auf ein Album schmuggeln durfte. Dabei war er ein stiller Gigant. Seine Gitarrenarbeit prägte Hits wie „Something“ oder „Here Comes the Sun“ – und sein Herz schlug schon früh für das Spirituelle und das Nicht-Mainstreamhafte.
Nach dem Ende der Beatles 1970 brach Harrison sofort aus: Mit „All Things Must Pass“ veröffentlichte er ein dreifaches Soloalbum – und das, obwohl die meisten Plattenfirmen glaubten, niemand würde sich so viel Harrison auf einmal anhören. Sie irrten sich gewaltig.
„My Sweet Lord“ wurde zum Welthit – spirituell, hymnisch, mit Mantra-artigen Elementen. Für viele der erste Pop-Song, der offen religiöse Themen aufgriff, ohne zu predigen. Später sollte Harrison deswegen verklagt werden – der Song klang angeblich zu sehr nach „He’s So Fine“ von The Chiffons. Harrison verlor, aber seine Größe zeigte sich im Nachhinein: Er schrieb daraufhin den ironischen Track „This Song“, in dem er die Absurdität des Urteils auf die Schippe nahm.
Doch Harrison konnte nicht nur kontemplativ: Mit „What Is Life“ lieferte er einen Rocksong voller Drive, Bläser und Lebensfreude. Und mit „Got My Mind Set on You“ (1987) feierte er ein spätes Chart-Comeback, das auch MTV-affin funktionierte – samt tanzenden Möbeln im Video.
Harrison war aber nicht nur Musiker, sondern auch Initiator: Er organisierte 1971 das erste große Benefizkonzert der Rockgeschichte – „The Concert for Bangladesh“, lange vor Live Aid oder Band Aid. Dort spielten Eric Clapton, Bob Dylan, Ringo Starr u. v. a.
Er blieb Zeit seines Lebens spirituell verwurzelt – seine Verbindung zur Hare-Krishna-Bewegung, zum Sitar-Virtuosen Ravi Shankar und zur indischen Philosophie beeinflussten nicht nur ihn, sondern die westliche Popkultur als Ganzes.
Harrison starb 2001 an Krebs. Sein Abschiedskonzert „Concert for George“ war ein letztes großes Tribut – mit Clapton, McCartney, Tom Petty, Jeff Lynne, Dhani Harrison und vielen mehr. Es zeigte: George war nie laut. Aber er war tief.
🔥 Kurzzusammenfassung: George Harrison
Solostart: 1970 mit dem Dreifach-Album All Things Must Pass
Größte Hits: „My Sweet Lord“, „What Is Life“, „Got My Mind Set on You“
Erfolgsfakt: Spiritueller Vorreiter, erster großer Charity-Rocker
Markenzeichen: Slide-Gitarre, östliche Einflüsse, leiser Tiefgang
Heute: Unvergessen, „Concert for George“ als Beweis seines bleibenden Einflusses
Vom Reggae-Punk zur musikalischen Weltreise mit Stil und Seele.
Wenn man Sting heute hört, könnte man fast vergessen, dass er einst Frontmann einer der energetischsten Bands der 80er war. The Police, mit ihrem Mix aus Reggae, Punk und New Wave, machten ihn berühmt – aber Sting wollte mehr. Mehr Tiefe. Mehr Klangfarben. Mehr Welt.
1985 erschien sein erstes Soloalbum: The Dream of the Blue Turtles. Schon der Titel klang nicht nach Chart-Hit. Doch was folgte, war musikalische Vielfalt pur: Jazzmusiker wie Branford Marsalis und Omar Hakim brachten neue Farben in Stings Sound, der nun zwischen Pop, Jazz, Klassik und Weltmusik pendelte.
„If You Love Somebody Set Them Free“ war die erste Single – eine klare Abgrenzung zum eingängigen Police-Hit „Every Breath You Take“, den Sting später selbst als „Song über Besessenheit, nicht Liebe“ bezeichnete.
Dann kam „Englishman in New York“ – ein Song wie ein Espresso in der Wintersonne. Die Geschichte des exzentrischen Autors Quentin Crisp, der nach Manhattan auswanderte, ist musikalisch in warme Jazz-Klänge eingebettet. Die Zeile „Be yourself – no matter what they say“ wurde zur Lebensphilosophie für Millionen.
Mit „Fields of Gold“ schrieb Sting eine der schönsten Balladen des 20. Jahrhunderts. Kein großes Drama, kein Pathos – nur sanfte Melancholie, getragen von einer zarten Gitarrenfigur.
Sting war nie nur Musiker – er ist Lehrer, Aktivist, Schauspieler und Weltbürger. In den 90ern engagierte er sich für den Regenwald, in den 2000ern für Menschenrechte – und schrieb zwischendurch Musicals, Orchesterwerke und sogar Renaissance-Musik.
Sein Songwriting ist oft poetisch, manchmal politisch – aber nie banal. Sting erklärt einmal in einem Interview:
„Ich schreibe Lieder, weil ich versuche, mich selbst zu verstehen. Und wenn ich Glück habe, hilft es auch anderen, sich selbst zu verstehen.“
🔥 Kurzzusammenfassung: Sting
Solostart: 1985 mit The Dream of the Blue Turtles
Größte Hits: „Fields of Gold“, „Englishman in New York“, „If I Ever Lose My Faith in You“
Erfolgsfakt: Multitalent mit Millionenverkäufen, Grammy-Abräumer, politisch aktiv
Markenzeichen: Jazz-Pop, Weltmusik, poetische Texte
Heute: 2021 Album The Bridge, ungebrochen kreativ – ob mit Orchester oder Solo-Gitarre
Der Klangtüftler, der Musik in Kunst verwandelte.
Peter Gabriel war nie jemand, der sich anpassen wollte. Schon bei Genesis war er der Exzentriker mit Theatermaske, der auf der Bühne als Fuchs, Blume oder alter Mann erschien. Doch als er 1975 die Band verließ, war klar: Hier geht einer, der andere Wege gehen wird.
Und genau das tat er. Sein erstes Soloalbum erschien 1977 – und trug keinen Titel. Wie auch die nächsten drei. Einfach nur: Peter Gabriel. So konsequent, dass die Fans sie nur „Car“, „Scratch“, „Melt“ und „Security“ nannten. Und sie waren radikal.
Gabriel experimentierte mit World Music, afrikanischen Rhythmen, politischen Botschaften und elektronischen Klangwelten. Songs wie „Biko“ wurden zu Hymnen gegen Apartheid. „Games Without Frontiers“ war ein Friedensappell mit surrealem Sound. Und dann kam 1986 das Album „So“ – sein großer Durchbruch.
„Sledgehammer“ ist mehr als ein Song – es ist das vermutlich innovativste Musikvideo der MTV-Ära. Gedreht in Stop-Motion-Technik mit Talking Vegetables, explodierenden Körperteilen und tanzenden Hühnern. Der Clip wurde der meistgespielte in der Geschichte von MTV.
Und „Don’t Give Up“ mit Kate Bush? Einer der sensibelsten, schönsten Duette der Rockgeschichte. Die Botschaft: Durchhalten. Selbst wenn alles zerbricht.
Gabriel blieb unbequem. Er gründete das Weltmusik-Festival WOMAD, komponierte Filmmusik (z. B. für Die letzte Versuchung Christi) und entwickelte mit i/o (2023) ein neues Album, das auf dem Mondzyklus basiert – ernsthaft.
🔥 Kurzzusammenfassung: Peter Gabriel
Solostart: 1977 mit „Car“ (Peter Gabriel I)
Größte Hits: „Sledgehammer“, „Don’t Give Up“, „Solsbury Hill“
Erfolgsfakt: Innovator der Musikvideos, Mitbegründer von WOMAD
Markenzeichen: Weltmusik, Visionen, politische Botschaft
Heute: 2023 neues Album i/o, immer noch klanglich voraus
Der Fürst der Finsternis – solo noch gefährlicher.
Ozzy Osbourne war nie einfach nur ein Sänger. Er war eine Naturgewalt. Als Stimme von Black Sabbath hat er den Heavy Metal mitbegründet. Doch als ihn seine Band 1979 wegen Drogeneskapaden und chaotischem Verhalten vor die Tür setzte, hätte kaum jemand gewettet, dass ausgerechnet Ozzy solo durchstartet – und zwar so richtig.
Doch dann kam „Blizzard of Ozz“ – ein Album wie ein Donnerschlag. Mit „Crazy Train“ legte Ozzy gleich einen Song vor, der bis heute durch Stadionlautsprecher und Gitarrenverstärker brettert. Besonders prägend: Gitarrist Randy Rhoads, der mit klassischer Technik und Heavy-Metal-Wahnsinn den perfekten Klangteppich für Ozzys Wahnsinnsstimme schuf.
Ozzy war nie der perfekte Sänger – aber er war immer einzigartig. Seine Stimme klang wie Wahnsinn auf Vinyl, wie ein düsterer Prophet auf Speed. Mit Songs wie „No More Tears“, „Mr. Crowley“ oder „Mama, I’m Coming Home“ erschuf er eine düstere, aber emotionale Klangwelt zwischen Albtraum und Gebet.
Und dann ist da noch die Sache mit der Fledermaus. Ja, er hat ihr 1982 auf der Bühne den Kopf abgebissen – angeblich, weil er dachte, sie sei aus Plastik. Ozzy und die Bühne: eine Kombination aus Spektakel, Wahnsinn und ungefilterter Energie.
Sein Einfluss reicht bis heute. Von Metallica über Slipknot bis zu modernen Rockbands wie Ghost – jeder Metal-Act verbeugt sich vor Ozzy. Und er selbst? Hat 2022 mit „Patient Number 9“ noch einmal ein Album veröffentlicht, auf dem unter anderem Eric Clapton und Tony Iommi mitspielten.
Fazit: Der Typ ist unkaputtbar.
🔥 Kurzzusammenfassung: Ozzy Osbourne
Solostart: 1980 mit Blizzard of Ozz
Größte Hits: „Crazy Train“, „No More Tears“, „Mama, I’m Coming Home“
Erfolgsfakt: Über 50 Millionen verkaufte Soloalben
Markenzeichen: Fledermaus, Wahnsinn, Gänsehaut-Riffs
Heute: Immer noch aktiv, musikalisch wie als Kultfigur
Vom stillen Drummer zur globalen Pop-Rock-Maschine – und zum Gesicht eines Jahrzehnts.
Phil Collins hat das geschafft, wovon viele nur träumen: Er ging solo – und wurde größer als seine Band. Dabei war seine Geschichte nie die eines klassischen Frontmanns. Collins saß ursprünglich hinter dem Schlagzeug bei Genesis, einer der komplexesten Prog-Rock-Bands der 70er. Als Peter Gabriel die Band verließ, übernahm Collins – zunächst zögerlich – den Gesang. Und damit begann alles.
Doch was in der Band schon groß war, wurde solo episch.
„In the Air Tonight“ ist nicht einfach ein Song. Es ist eine Legende. Die düstere Atmosphäre, die ikonischen Drums, der Moment, in dem das Schlagzeug nach über zwei Minuten plötzlich einsetzt – das hat sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Angeblich wurde der Track in einem Take eingesungen, voller Wut über Collins' zerbrochene Ehe. Die Geschichte, dass er damit jemanden entlarvt habe, der seinen Freund ertrinken ließ? Urban Legend – aber sie hielt sich über Jahrzehnte.
Mit Alben wie No Jacket Required (1985) oder …But Seriously (1989) dominierte Collins die Charts. Er mischte Pop, Soul, Rock und Funk – und lieferte dabei ganz persönliche Texte. „Another Day in Paradise“ thematisiert Obdachlosigkeit – sozialkritisch, aber massentauglich.
Fun Fact: Beim legendären Live Aid 1985 spielte Phil Collins in London und Philadelphia – an einem Tag. Mit Concorde-Jet und Drumsticks bewaffnet.
Warum er Platz 1 ist:
Weil kaum jemand den Übergang vom Bandmitglied zum Weltstar so mühelos und wirkungsvoll gemeistert hat. Über 100 Millionen verkaufte Soloalben, ein Oscar, unzählige Grammys – und Songs, die man sofort erkennt. Collins ist kein Ex-Genesis-Musiker. Er ist eine Kategorie für sich.
🔥 Kurzzusammenfassung: Phil Collins
Solostart: 1981 mit Face Value
Größte Hits: „In the Air Tonight“, „Another Day in Paradise“, „Against All Odds“
Erfolgsfakt: Über 100 Mio. verkaufte Soloalben, Oscar- & Grammy-Gewinner
Markenzeichen: Emotionsgeladener Pop-Rock mit einzigartigem Drumsound
Heute: Ikone der 80er, Live-Legende – auch im Rollstuhl Standing Ovations
Ob aus kreativer Neugier, Band-Streit oder einfach purer Leidenschaft: Diese Rockstars haben den Sprung vom Bandmitglied zum Solohelden geschafft – und sich damit selbst ein Denkmal gesetzt. Unsere ROCK TOP TEN präsentiert die 10 erfolgreichsten und einflussreichsten Solo-Karrieren in der Rockmusik:
Phil Collins (Genesis) – Emotionaler Pop-Rock mit Welthits wie „In the Air Tonight“
Ozzy Osbourne (Black Sabbath) – Der Fürst der Finsternis auf Solopfaden mit „Crazy Train“
Peter Gabriel (Genesis) – Innovativer Klangforscher mit Kultsongs wie „Sledgehammer“
Sting (The Police) – Weltmusikalischer Poet mit Klassikern wie „Fields of Gold“
George Harrison (The Beatles) – Spiritueller Rockpionier mit „My Sweet Lord“
Eric Clapton (Cream) – Blues-Legende mit Herz, Schmerz und „Tears in Heaven“
Mick Jagger (Rolling Stones) – Funkiger Frontmann mit Solo-Energie à la „Just Another Night“
Rod Stewart (Faces) – Reibeisenstimme mit Stadionpower: „Maggie May“, „Sailing“
Don Henley (Eagles) – Melancholischer Amerika-Chronist mit „The Boys of Summer“
Noel Gallagher (Oasis) – Britpop-Kopf mit bissiger Solo-Stimme: „If I Had a Gun…“
🎧 Fazit: Diese Legenden zeigen, wie viel kreative Kraft in einem Einzelnen stecken kann – wenn der Bandrahmen gesprengt wird. Ob Funk, Pop, Blues oder Stadionrock – die Solo-Karrieren dieser Künstler haben das Rock-Genre neu definiert.
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